Wer die Akkus seines E-Autos mit Haushaltstrom betankt, zahlt aktuell rund viereinhalb Euro für 100 Kilometer. Wer sein E-Mobil in Zukunft mit Autostrom lädt, zahlt rund ein Viertel weniger. Warum Autostrom günstiger ist und was nötig ist um ihn nutzen zu können, erfährst Du hier.
Elektrisch fahren ist leise, abgasfrei und mit Ökostrom richtig umweltfreundlich. Wenn der Strom aus der Steckdose kommt und grundsätzlich regional und grün ist, warum dann noch einen extra Autostromtarif und was unterscheidet Autostrom von Haushaltstrom?
Natürlich ist Autostrom der gleiche Grünstrom wie beim Haushaltstrom. Der Tarif für Autostrom hat seine Wurzeln im deutschen Energiegesetz. Dort wird von Anreizen für steuerbare Verbrauchsanlagen gesprochen um Netze zu entlasten und Lastspitzen zu vermeiden. Konkret geht es um Änderungen des § 14a Energiewirtschaftsgesetz im Rahmen des Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende. Es wird nicht mehr von unterbrechbaren, sondern von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen in der Niederspannung gesprochen.
Steuerbare Verbraucher helfen Netze zu stabilisieren und den Netzausbau zu reduzieren. Sie können ab- und aufgeschaltet werden, je nachdem, ob gerade viel oder wenig Verbraucher im Netz sind und ob das Energieangebot im Netz groß oder eher klein ist. Bei erneuerbaren Energien kann das Angebot stark schwanken und flexible Verbraucher, die abhängig von Angebot und Nachfrage an- und abgeschaltet werden, können Netzbetreibern helfen ihre Netze zu stabil zu halten. Elektroautos sind solche Verbraucher und für deren Besitzer lohnt sich das Laden als zu steuernde Verbraucher in Form von niedrigem Grund- und Arbeitspreis.
Autostrom ist also günstiger, weil Netzbetreiber mit dem gesteuerten Ladevorgang ihre Netze entlasten können. Ist viel Grünstrom im Netz und der Bedarf niedrig, geben Netzbetreiber den Ladevorgang für E-Autos frei und speisen Strom in Autobatterien. Ist die Nachfrage nach Strom groß, das Angebot aber relativ klein, weil zum Beispiel die Sonne nicht scheint und Photovoltaikanlagen nicht produzieren, können Netzbetreiber Ladevorgänge bei E-Autos unterbrechen. Dazu muss der Ladeanschluss allerdings vom Netzbetreiber zu steuern sein und einen eigenen Zähler haben. Die Netzentlastung wird mit einem um 30 Prozent niedrigeren
Grundpreis und einem gut 20 Prozent niedrigeren Kilowattstundenpreis belohnt. Wird beim Haushaltsstrom zum Beispiel eine Grundgebühr von 11,16 € pro Monat fällig, muss beim Autostrom nur 7,04 € monatlich gezahlt werden. Beim Arbeitspreis, also dem Preis pro Kilowattstunde, sind es anstatt 28,22 Cent beim Hausstrom nur 22,10 Cent pro Kilowattstunde für Autostrom. So kosten 100 gefahrene E-Auto-Kilometer nicht 4,50 € sondern weniger als 3,40 €. Mit einem Benzinfahrzeug würde der Preis für 100 Kilometer übrigens bei über 8,00 € liegen.
*Preise sind ein individuelles Beispiel und können regional abweichen.
Wichtig ist, dass der Stromtarif zeitvariabel ist und die Integration einer Ladesäule unterstützt. Ist das gegeben, kommuniziert die Ladesäule mit dem Stromanbieter, sobald das Elektromobil an die heimische Ladesäule angesteckt wird und erhält zum Beispiel die Anweisung: „Lade das E-Mobil innerhalb der
nächsten 8 Stunden auf 80 Prozent auf.“ Die Ladesäule prüft den aktuellen Akkustand des Fahrzeuges und berechnet die Ladezeit. Danach wählt sie die Stunden, in denen in der Region der meiste Grünstrom im Netz zur Verfügung steht. Dann ist der Strom für Mobilität sowohl ökologisch, als auch regional und entlastet die Netze. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Netzbetreiber den Ladevorgang unterbrechen muss, ist sehr gering, dennoch hat er die Möglichkeit dazu.